Keiner bleibt allein

Einsamkeit an Weihnachten

Lesedauer: ca. 5 Minuten

„Das bricht mir jedes Jahr das Herz. Es gibt immer eine Oma die Weihnachten allein am Fenster sitzt und auf Besuch wartet.“ Ramona Weitz arbeitet seit vielen Jahren in der mobilen Pflege und erlebt viele traurige Geschichten. Das ist auch kein Wunder. Die Zahl der Älteren nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Fast 3 Mio. Menschen in Deutschland sind Pflegebedürftig. Viele davon leben im Altersheim und etliche werden über Weihnachten ins Krankenhaus gebracht. „Weil die Angehörigen keine Zeit haben oder als selber Pflegende einfach mal durchatmen wollen“, sagt Ramona Weitz. Das sind natürlich die ganz harten Geschichten, die uns tief berühren und zum Nachdenken anregen.


Mehr Singles als Tinder vertragen kann

Aber es geht auch etwas undramatischer. Mehr als 40 % der Haushalte in Deutschland sind Single Haushalte. Die Tendenz steigt laut Bundeszentrale für politische Bildung jedes Jahr. Das bedeutet, auch viele junge Menschen sind an Weihnachten allein. Einsamkeit die schwierig zu verarbeiten ist. Viele schämen sich dafür und verstecken die Einsamkeit. Übrigens, Psychologen unterscheiden gerne zwischen Einsamkeit und Alleinsein. Während Alleinsein ein soziales Phänomen ist, beschreiben sie die Einsamkeit als psychologisches Phänomen. Als Beispiel: In einer Ehe können sich die Partner auch einsam fühlen obwohl man zusammenwohnt. Hier spielt das Gefühl eine Rolle. Bei den vielen Single-Haushalten in Deutschland ist das Alleinsein eine eher statistische Größe.

Helfen oder weiterarbeiten – Pfleger´innen im Zwiespalt

Tipps gegen das Alleinsein an Weihnachten von einer Pflegekraft. www.sky-Personal.de

Sicher ist, dass die meisten Menschen gerne auch mal allein unterwegs sind, aber in der Regel die Nähe zu anderen Menschen brauchen. Das wird an Weihnachten in der Pflege besonders deutlich. Viele Mitarbeiter in Heimen und ambulanten Diensten kennen die Kontaktversuche der älteren Menschen.

Die meisten Mitarbeiter geraten dabei in einen Konflikt zwischen: „Ich will für die Person da sein, aber mein Arbeitsaufwand ist so eng getaktet, ich kann die anderen nicht warten lassen.“ In dem Fall haben viele Pfleger und Pflegerinnen ihren Plan B. Ramona Weitz hat im laufe der Jahre einige gute Ideen, wie sie die Einsamkeit ihrer zu pflegenden Omas und Opas etwas lindern kann. Ihre besten Tipps verrät sie hier:

 

Ein Aufmerksamkeit Namens “Miko”

Ein kleiner Tannenzweig, eine Kastanie, eine schöne rote Schleife oder ein kleines Duftsäckchen, eine kleine Aufmerksamkeit hilft vielen Älteren sich ernst genommen zu fühlen. Außerdem ist die kleine Aufmerksamkeit auch ein prima Gesprächsstoff. Wer es ganz geschickt machen möchte, kann der Aufmerksamkeit einen Namen geben. So ganz nach dem Motto: „Was hat, Miko die Tanne, denn gestern erlebt?“ Durch solche Gespräche können ältere Menschen das Gefühl bekommen, dass sie doch nicht so allein sind, weil ja „Miko“ da ist.

Ein Weihnachtsplätzchen für die Freundschaft

Je nachdem wie mobil die zupflegende Person ist, kann man auch verschiedene Menschen zusammenbringen. In der Weihnachtszeit bietet sich dafür das gemeinsame Backen an. Wer in seinem Kundenstamm noch agile Menschen hat, kann sie gut miteinander vermitteln. Schließlich kennen die PflegerInnen ihre Pappenheimer und wissen schnell wer zueinander passen könnte. Das bedeutet zwar einmal etwas mehr Zeit investieren, aber die Sache lohnt sich auf der Langstrecke, weil dabei echte neue Freundschaften entstehen.

Sag mal “Hallo”

Ältere Menschen haben oft niemandem mit dem sie sprechen können. Die Familie geht nicht ran und vielleicht gibt es auch gar keine Freunde mehr, die angerufen werden können. Es gibt etliche Stellen bei denen man anrufen kann und reden darf. Die Naheliegendste Nummer ist die Telefonseelsorge. Sie ist unter der Nummer 116 123 bundesweit erreichbar. Aber auch Dienste wie Silbernetz bieten ein offenes Ohr für Menschen, die niemanden zum reden haben. Der direkte Draht geht über diese kostenlose Nummer 0800 4 70 80 90. Sie ist täglich von 8 bis 22 Uhr zu erreichen. Der Verein Retla aus Münschen bietet ebenfalls einen Telefondienst an, bei dem Menschen einen Gesprächspartner finden und sich mal ausquatschen können. Ihr Angebot heißt Telefon-Engel und ist unter der Nummer 089 / 189 100 26 zu erreichen.

Freunde übers Internet finden

Alle die im Internet unterwegs sind sollten mal ihre Facebookgruppen und Instagramkanäle durchforsten. Hier gibt es viele Möglichkeiten Menschen mit den gleichen Interessen zu finden. Wenn es um Weihnachten geht bietet sich zum Beispiel das Angebot von „Keine(r) bleibt allein“ an. Über Facebook und Instagram werden dabei verschiedene Menschen zusammengebracht, die Weihnachten und Silvester miteinander feiern können.

Das sind einige Tipps für Pfleger´innen, die ihren einsamen Herzen etwas Gutes tun wollen. Gerade an Weihnachten erleben sie die Einsamkeit von Älteren hautnah. Was funktioniert bei euch gut? Schreibt es uns.


Folge uns für mehr Themen aus der Pflege und alles was diesen Berufszweig so außergewöhnlich macht, auf Instagram, Facebook und TikTok.

Du bist auf der Suche nach Abwechslung in deinem Pflegejob? Dann bewirb dich jetzt hier innerhalb von 1 Minute. 

Cookie Consent mit Real Cookie Banner